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Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen: Ein Datenparadies?

Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB) fordert Unternehmen zu mehr Datenschutz bei Kindern und Jugendlichen auf

Die Pandemie war ein starker Beschleuniger eines generellen Trends. Geschlossene Spielplätze, Schulen und Jugendclubs, kein oder kaum Kontakt zu Freunden – all das bedeutete, neue Wege für Freizeit und Lebensfreude zu finden. Für die meisten Kinder und Jugendlichen bedeutete dies schlicht: „Ab ins Netz“. Prof. Dr. habil. Doreén Pick, Professorin für Allgemeine BWL, Marketing und Internationale Wirtschaft an der Hochschule Merseburg, nennt wesentliche Aspekte für das Verständnis von Privatheit und Datenschutz bei Kindern. Die wichtige Vorbildrolle von Eltern und Umfeld ist bekannt; doch auch datenspeichernde Unternehmen sollten ihrer Verantwortung gerecht werden.

Verlockungen
Vor allem unterhalterische Angebote wie Computerspiele waren bei Kindern und Jugendlichen populär. Seit der Pandemie verbringen sie teils mehrere Stunden täglich mit Browser-Games. Dabei tun die Spiele-Produzenten viel, um ihre Kundschaft zum kontinuierlichen Spielen zu motivieren: Geschenkte Gadgets (z.B. neue Avatare), Gewinnspiele und Aufforderungen, in Social Media etwas mit Klarnamen zu posten. Viele folgen diesen Offerten. Die Verlockungen haben eines gemeinsam: Es werden viele personenbezogene Daten von Kindern und Jugendlichen gesammelt und für deren Profilbildungen und die Entwicklung weiterer, digitaler Produkte ausgewertet. Den jungen Gamern ist das meist nicht bewusst.

Vorbilder
Bei der Mediennutzung sind es primär die Eltern, Familie und Freunde, die Vorbildfunktion besitzen. „Ich habe nichts zu verstecken“ und „Es ist bequemer, einfach alle Daten freizugeben und nicht noch Cookie-Einstellungen vorzunehmen“ sind häufige Aussagen. Eine solche Haltung trägt dazu bei, dass auch Kinder und Jugendliche in diesem Umfeld nur bedingt lernen, wie sie mit der Freigabe ihrer Daten umgehen (können). Klären die Eltern auf, sprechen sie mit den Kindern über die Privatheit vieler Informationen? Studien zeigen: Selten. Viele Eltern setzen sich mit ihren Kindern kaum zu Fragen von Privatheit und Datenschutz auseinander.

Vernachlässigungen
Mit der Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Mai 2018 wurden wichtige gesetzliche Vorschriften für den Schutz personenbezogener Daten erlassen. Aber gerade in diesem Fall fehlen wichtige Details in der DSGVO. Diverse regulatorischen Lücken erlauben es den Digital-Unternehmen weiterhin, zahlreiche personenbezogene Daten von und über Kinder und Jugendliche zu sammeln, auszuwerten und außerhalb der EU zu speichern. Datenschutz sollte daher nicht nur an der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen oder der Vorbildfunktion von Familie und gesetzlichen Regeln festgemacht werden. Es braucht auch mehr eigene Verantwortung durch die Produzenten digitaler Inhalte, vor allem wenn diese Kinder und Jugendliche betreffen.

Quelle: Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB)