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Pandemie hat deutliche Schwächen im deutschen Bildungssystem aufgezeigt

Dringender Handlungsbedarf besteht vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Bildungschancengleichheit, Lehrkräftemangel und Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen.

Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit den Auswirkungen der Pandemie auf Schulen befasst. 

Um die Digitalisierung voranzutreiben, brauche es laut Sachverständigen Investitionen in digitale Infrastruktur und Ausstattung. Aber auch Schulungen von Lehrpersonal müssten durchgeführt werden, um Unterricht digitaler gestalten zu können. Einigkeit herrschte auch darüber, dass sich die Bildungsgerechtigkeit durch die Pandemie stark verschlechtert habe.

Für Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), stellt der Lehrkräftemangel ein großes Problem dar. An einigen Orten in der Bundesrepublik würden mittlerweile 50 Prozent der Stellen nicht mehr mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt. Mehr Studienplätze, aber auch geschulte Quer- und Seiteneinstiege könnten Abhilfe schaffen.

Maximilian Hennigsen von der Bundesschülervertretung merkte an, dass Schule mehr sei, als nur ein Ort des Wissens. Besonders soziale Begegnungen und Angebote wie Sport- und Musikgruppen seien allerdings in der Pandemie unterbrochen worden. Es brauche Bundesengagement, um solche Angebote wieder einzusetzen. Auch kritisierte Henningsen die schlechte Kommunikation des Corona-Krisenmanagements von Seiten der Politik. Es fehle immer noch an klaren Kriterien, wann welche Corona-Maßnahme an Schulen greife. Dieses müsse sich mit Blick auf den Herbst ändern.

Um digitale Bildungsangebote besser zu organisieren, forderte Fredrik Harkort von der Initiative der deutschen digitalen Bildungsunternehmen (iddb) eine Plattform, auf der Schulen sowie Schülerinnen und Schüler zertifizierte Angebote nutzen können.

Julian Schmitz vom Institut für Psychologie an der Universität Leipzig machte darauf aufmerksam, dass sich die Situation der Kinder- und Jugendpsychologie stark verschlechtert habe. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz habe sich seit Beginn der Pandemie verdoppelt und liege in ländlichen Gebiete teilweise bei über einem Jahr. Hier bestehe großer Handlungsbedarf, da eine psychische Erkrankung ein großer Risikofaktor für den weiteren Lebens- und Bildungsweg sei. Um mehr psychotherapeutische Angebote zu schaffen, müsse der Bund erweiterte Kapazitäten ermöglichen, so Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Infektionsschutz und psychosoziale Aspekte müssten laut Schmitz für den weiteren Verlauf der Pandemie zusammengedacht werden und nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Quelle: Deutscher Bundestag